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Joan Baez in Köln

Gestern Abend waren wir in Köln. Wir haben uns Joan Baez auf ihrer “Fare Thee Well” Tour gegönnt. Eine solche Musik-Legende mal live zu sehen, so eine Gelegenheit durfte ich mir nicht entgehen lassen. Das Wetter war genial und die Location auch. Auf dem Roncalli-Platz mit Blick direkt auf den Dom. Joan Baez geht ja jetzt auch schon auf die Achtzig zu und das Publikum war im Schnitt auch nicht viel jünger. Doch kaum hatte Joan die Bühne betreten, war auch schon das ganze Publikum wie magisch in ihren Bann gezogen. Sicherlich, die Stimme ist nicht mehr, wie sie mit fünfundzwanzig war, aber immer noch einzigartig und absolut sicher, auch um einiges reifer. Am meisten hat mich fasziniert, dass sie wirklich sehr authentisch rüberkommt. Man spürt in jeder Minute, dass sie wirklich hinter ihrer Musik steht. 

In der Auswahl der Songs blickt sie auf ihr eigenes Leben zurück. Und in den gut sechs Dekaden hat Joan Baez als Folk- und Protestsängerin so einiges erlebt. Sie war Sprachrohr der Unterdrückten, der Kriegsgegner, der Verlorenen. Ihr unermüdliches Engagement ist so bekannt und glaubhaft wie ihre Songs. Sie marschierte neben Martin Luther King und stand mit Cesar Chavez, dem Gründer der US-amerikanischen Landarbeitergewerkschaft United Farm Workers, auf den Feldern von Kalifornien und kämpfte für die Rechte der mexikanischen Immigranten.

Und die von ihr dargebotenen Klassiker sind immer noch mitreißend. „House of The Rising Sun“ ist von einer schleichenden, bluesigen Glückseligkeit, „Diamonds & Rust“, der Song über ihre Beziehung mit Bob Dylan, strahlt eine melancholische Ruhe aus.  Und dann lässt sie ihre Background-Sängerin Grace Stumberg mit kraftvoller Stimme eine Strophe singen. Großartig. „Here comes your ghost again“, heißt es da. Und so war es ja auch. Bob Dylan war da an diesem Abend. Bei „It’s All Over Now Baby Blue“ singen alle mit, „“Blowing in the Wind“ beendet als letzte Zugabe das Konzert, und „Farewell, Angelina“, der Song über eine Welt, die in Scherben liegt, hatte Dylan einst Joan überlassen. Es ist der Titelsong ihres Albums von 1965. Bei diesem Song fällt an diesem Abend zum ersten Mal auf, dass sie die hohe Stimmlage meidet. Macht nichts. Es bleibt ein unvergessliches Erlebnis.

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